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AutorenbildRomana Dahmann

Perfektionismus – Wenn „Gut genug“ nie genug ist

Aktualisiert: 6. Okt.


Perfektionismus. Für manche klingt es wie ein Kompliment, für andere wie ein ständiger Schatten, der sie begleitet. Dieses ständige Streben nach Fehlerlosigkeit, das Gefühl, nie wirklich gut genug zu sein – kennen Sie das auch? Perfektionismus mag auf den ersten Blick wie ein Zeichen von Stärke wirken, doch oft ist er nichts anderes als eine unsichtbare Last, die uns das Leben schwerer macht, als es sein müsste.


Der endlose Kampf nach „Perfekt“

Perfektionismus beginnt oft harmlos. Vielleicht haben Sie als Kind gelobt bekommen, wenn Sie etwas besonders gut gemacht haben. Vielleicht dachten Sie: „Wenn ich nur alles perfekt mache, bekomme ich Anerkennung, werde geliebt, werde erfolgreich sein.“ Aber mit der Zeit verwandelt sich dieses Streben nach Perfektion in einen endlosen Kampf – einen Kampf, den man nie wirklich gewinnen kann.

Denn das Problem ist: Perfektion gibt es nicht. Egal, wie sehr wir uns anstrengen, egal, wie viel Zeit und Energie wir in eine Aufgabe stecken – es wird immer etwas geben, das „noch besser“ sein könnte. Dieses Streben nach dem Unerreichbaren erschöpft uns, frustriert uns und lässt uns am Ende oft leer zurück.


Perfektionismus ist nicht Selbstliebe, sondern Selbstzweifel

Perfektionismus wird oft missverstanden. Es geht dabei nicht wirklich um das Streben nach Qualität oder darum, das Beste aus uns herauszuholen. Es geht um Angst. Angst davor, nicht gut genug zu sein. Angst vor Ablehnung. Angst vor dem Urteil anderer. In Wirklichkeit ist Perfektionismus ein ständiger Dialog mit unserem inneren Kritiker, der uns immer wieder sagt: „Das reicht nicht. Du musst besser sein.“

Aber was passiert, wenn wir uns selbst immer wieder sagen, dass wir nicht gut genug sind? Wir verlieren den Glauben an uns selbst. Statt stolz auf unsere Erfolge zu sein, sehen wir nur die vermeintlichen Fehler. Wir vergessen, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen. Dass Fehler menschlich sind. Perfektionismus ist nicht Selbstliebe – er ist das Gegenteil. Er ist die ständige Erinnerung daran, dass wir uns selbst nicht genügen.


Die Angst vor dem Scheitern

Ein großer Teil des Perfektionismus ist die Angst, Fehler zu machen. Denn Fehler bedeuten, dass wir nicht „perfekt“ sind. Und in einer Welt, die oft Erfolg und Wert an messbaren Leistungen misst, erscheint das als großes Risiko. Doch diese Angst vor dem Scheitern führt oft dazu, dass wir uns gar nicht erst trauen, Dinge auszuprobieren. Wir bleiben stecken.Statt mutig voranzugehen, zögern wir. Wir verharren in einer Endlosschleife aus Zweifeln und Selbstkritik.

Vielleicht haben Sie das selbst schon erlebt. Ein Projekt, das Sie nie fertiggestellt haben, weil Sie es noch ein „letztes Mal“ überarbeiten wollten. Eine Idee, die Sie nie in die Welt gebracht haben, weil sie noch nicht „gut genug“ war. Doch diese Angst vor Fehlern raubt uns die Chance, zu lernen, zu wachsen und Erfahrungen zu sammeln. Fehler sind nicht das Ende, sie sind der Weg nach vorn.


Die Schönheit des Unvollkommenen

Es gibt einen japanischen Begriff: Wabi-Sabi. Er beschreibt die Schönheit des Unvollkommenen, das Schöne im Unfertigen. In unserer Gesellschaft, die so sehr auf Perfektion fixiert ist, mag das schwer zu verstehen sein, doch es ist eine kraftvolle Erinnerung: Das Leben selbst ist nicht perfekt – und genau das macht es so besonders.

Unsere Unvollkommenheit, unsere Fehler, unsere Macken – all das macht uns einzigartig. Stellen Sie sich vor, wie eintönig das Leben wäre, wenn alles perfekt wäre. Es wären die kleinen „Fehler“ – das schiefe Lächeln, das nicht ganz gelungene Bild, die verwischte Farbe auf einer Leinwand –, die ihm die Seele rauben würden. Es sind die Unvollkommenheiten, die uns menschlich machen.


Der Weg aus dem Perfektionismus

Perfektionismus loszulassen bedeutet nicht, dass Sie aufhören sollten, Ihr Bestes zu geben. Es bedeutet, sich selbst die Erlaubnis zu geben, menschlich zu sein. Es bedeutet, stolz auf das zu sein, was Sie erreicht haben, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was noch fehlt.

Hier sind einige Schritte, die Ihnen helfen können, Perfektionismus abzulegen:

  1. Seien Sie nachsichtig mit sich selbst: Erinnern Sie sich daran, dass niemand perfekt ist. Auch die Menschen, zu denen Sie vielleicht aufschauen, haben Fehler. Seien Sie freundlich zu sich selbst, wenn etwas nicht perfekt ist.

  2. Feiern Sie kleine Erfolge: Fangen Sie an, das zu schätzen, was Sie bereits erreicht haben, anstatt sich nur auf das zu fokussieren, was noch besser sein könnte.

  3. Lernen Sie, Fehler zu umarmen: Jeder Fehler ist eine Chance, etwas Neues zu lernen. Sehen Sie ihn als Wegweiser und nicht als Hindernis.

  4. Fokussieren Sie sich auf den Prozess, nicht nur auf das Ergebnis: Oft liegt die Freude im Tun, nicht im Ergebnis. Wenn Sie den Prozess schätzen, wird der Druck auf das perfekte Endprodukt geringer.

  5. Geben Sie sich die Erlaubnis, loszulassen: Manchmal ist „gut genug“ wirklich gut genug. Sie müssen nicht alles bis ins letzte Detail perfektionieren. Es ist in Ordnung, auch mal loszulassen.


Fazit: Perfektionismus loslassen und sich selbst finden

Perfektionismus hält uns oft in einer Spirale von Selbstzweifeln gefangen. Doch wenn wir lernen, uns selbst anzunehmen – mit all unseren Ecken und Kanten, unseren Fehlern und Unvollkommenheiten – dann können wir wahre Freiheit erleben. Perfekt zu sein ist nicht das Ziel. Menschlich zu sein, das ist es.

Indem wir den Perfektionismus loslassen, geben wir uns selbst die Erlaubnis, authentisch zu leben. Wir öffnen uns für das Unvorhersehbare, für das Abenteuer, für das Leben, wie es wirklich ist: unvollkommen, manchmal chaotisch, aber immer voller Schönheit. Und vielleicht, nur vielleicht, ist das die wahre Perfektion.

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